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Reform der Rettungssanitäter-Ausbildung ab 2026 – was ändert sich (möglicherweise)?

Die Rettungssanitäter-Ausbildung in Deutschland steht vor größeren Reformen. Um den steigenden Anforderungen im Rettungsdienst gerecht zu werden — durch zunehmende Einsätze, Fachkräftemangel und technologische Entwicklungen — werden Vorschläge diskutiert, die ab etwa 2026 greifen könnten. In diesem Artikel zeige ich dir, was sich ändern soll, welche Auswirkungen das auf Ausbildungsinstitute und Auszubildende haben wird und worauf du dich einstellen solltest.

 

1. Bundeseinheitliche Struktur & standardisierte Ausbildung

Derzeit ist die Rettungssanitäter-Ausbildung vielfach landesrechtlich geregelt, mit starken Unterschieden zwischen Bundesländern. Reformpläne sehen eine bundeseinheitliche Struktur vor, um Qualität und Mobilität zu erhöhen.

  • Einheitlicher Rahmen für theoretische und praktische Module

  • Gleiche Mindeststunden- und Praktikumsanforderungen in allen Bundesländern

  • Vergleichbarkeit der Qualifikation über Landesgrenzen hinweg

  • Verbindlichkeit von Modulen und Kompetenzen, etwa in Notfallmedizin, technischer Rettung, Kommunikation, Dokumentation

Diese Maßnahme wird bereits von Expertengruppen gefordert, etwa von der Bertelsmann Stiftung, die eine Verlängerung und bessere Strukturierung der Rettungssanitäter-Ausbildung vorschlägt.

 

2. Verlängerung und Erweiterung der Inhalte

Eine der zentralen Forderungen besteht darin, die Ausbildungsdauer zu verlängern und inhaltlich zu erweitern, damit Rettungssanitäter mehr Kompetenzen übernehmen können.

  • Bisher typischerweise 520 Stunden mindestens, aufgeteilt in Theorie, Klinik- und Rettungswachenpraktika

  • Zukünftig könnten zusätzliche Stunden für erweiterte Aufgabenbereiche vorgesehen werden, z. B. in Telemedizin, digitale Dokumentation, erweiterte Basismaßnahmen

  • stärkere Betonung von Falltraining, Simulationen und realitätsnaher Ausbildung

  • Integration neuer Technologien (Einsatz von Telemedizin, digitale Einsatzsysteme) direkt im Ausbildungsprozess

In Diskussion steht auch, Rettungssanitätern mehr Handlungsspielraum bei weniger kritischen Notfällen zu geben — und damit eine bessere Entlastung der Notfallsanitäter und Notärzte.

 

3. Akademisierung und Karriereperspektiven

Ein weiterer Ansatz ist die Akademisierung bestimmter Rettungsdienstberufe — also die Eingliederung in Studien- oder duale Modelle.

  • Für Notfallsanitäter wird schon über akademische Wege (Bachelor, duales Studium) diskutiert — das gilt in einigen Reformentwürfen auch mittelbar für Rettungssanitäter. Bertelsmann Stiftung

  • Modelle könnten gestaffelt sein: Rettungssanitäter als Basisqualifikation, mit Aufstieg über zusätzliche Qualifikationen oder Studiengänge

  • Ziel: bessere Qualifikation, wissenschaftliche Fundierung und höhere Anerkennung im Gesundheitswesen

4. Digitale Tools & Telemedizin bereits in der Ausbildung

Um Rettungssanitäter auf die zukünftige Praxis vorzubereiten, sollen digitale Werkzeuge und telemedizinische Kompetenz integraler Bestandteil der Ausbildung werden:

  • Schulung im Umgang mit digitalen Einsatzsystemen, elektronischer Patientendokumentation, mobile Apps

  • Einbindung von Telemedizin-Szenarien (z. B. Anleitung durch Telenotarzt oder digitale Rückfrage)

  • Simulationen mit vernetzten Modellen, virtuelle Trainingsumgebungen

  • Echtzeitdatenübertragung und Schnittstellen zu Kliniken als Bestandteil des Lernstoffs

Diese Integration verbessert nicht nur das technische Verständnis, sondern erhöht auch die Einsatzreife bei vernetzten Rettungsdiensten.

 

5. Praktika & Einsatzerfahrung – höherer Anspruch

Mit den Reformen wird auch eine Anpassung der Praxisanteile erwartet:

  • Verlängerung der Klinikpraktika, ggf. in spezialisierte Bereiche (Intensivstation, Notaufnahme)

  • Pflicht, mehr Einsätze auf höherwertigen Rettungsmitteln (RTW, Notfallrettung) zu absolvieren

  • Verbindliche Mindestzahlen für bestimmte Einsatzarten (z. B. Atemwegsmanagement, Traumaversorgung)

  • Stärkere Begleitung durch Praxisanleiter mit Rückmeldungen und Lernzielkontrollen

Diese Änderungen sollen sicherstellen, dass Absolvent tatsächlich sofort einsatzfähig sind und nicht nur theoretisch vorbereitet wurden.

 

6. Auswirkungen & Herausforderungen

Für Ausbildungsstätten und Träger:

  • Investitionen in Technik, Simulationseinrichtungen und digitale Infrastruktur

  • Qualifizierung von Ausbilder für neue Technologien und Methodik

  • Koordination mit Kliniken, Rettungswachen und Einsatzdiensten auf höheren Standards

Für Auszubildende:

  • Längere Ausbildungszeiten, möglicherweise mehr Stunden und höhere Anforderungen

  • Notwendigkeit zur digitalen Kompetenz, technische Affinität

  • bessere Karrierechancen bei höherer Qualifikation

Risiken & Grenzen:

  • Finanzierung und Kostenbelastung: Wer trägt Mehraufwand?

  • Widerstand gegen Veränderungen, besonders in kleineren Regionen

  • Übergangsregelungen für bestehende Lehrgänge

  • Sicherstellung der Kompatibilität mit bestehenden Rechtsvorschriften

Fazit

 

Die Reform der Rettungssanitäter-Ausbildung ab 2026 bringt grundlegende Neuerungen: bundeseinheitliche Standards, erweiterte Ausbildung, digitale Integration und bessere Karrierewege. Für angehende Rettungssanitäter und Ausbildungsanbieter ist es wichtig, diese Entwicklungen frühzeitig zu verstehen und sich strategisch anzupassen. Der Wandel ist kein Selbstzweck – er ist eine notwendige Antwort auf wachsende Anforderungen im Rettungsdienst.

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